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ein Unterschrank, erstes Muster

Erster Arbeitsschritt: Rahmen bauen, der eine Korpus-Seitenwand 600x800mm umschließt. Auf diesem werden anschließend Schablonen aufgesetzt, die die Oberfräse führen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Bohrungen für die Beschläge immer präzise an der gleichen Position sitzen.



Auch der Montage-Rahmen soll gut halten, schließlich sollen damit eine große Zahl gleicher Seitenwände erstellt werden. Erste Wahl ist hier Multiplex in der Stärke der eingelegten Platte, also 19mm.

Überblattet und verleimt. Das Innenmaß ist 1/4mm größer als das eingelegte Korpusteil, so klemmt es nicht. Das ist auf alle Fälle genau genug für die Beschläge-Bohrung.



Auflegen der Beschläge zur ersten Begutachtung. 

Die Beschläge sind von Hettich, genau diese verwenden auch die Hersteller der wirklich noblen Küchen. Besondere Merkmale ist die Beschlagführung unterflur, das Teil liegt vollständig unter dem Schubkasten. So bleiben die Schubkästen innen voll nutzbar und sind auch breiter. Zudem sind dies Vollauszüge, die die maximal mögliche Tiefe von 550mm herauslaufen.

 

Die Beschlage sind:

"Quadro V6 Stop Control / Silent System, 550mm"

von Hettich Marketing- und Vertriebs GmbH & Co. KG

VahrenkampstraІe 12 -16 б 32278 Kirchlengern

www.hettich.com

 

Ich hatte mir vorgenommen, die Schubladen als geschlossene Kästen selbst zu bauen, die Blenden davor zu setzen. Das war eine gute Entscheidung, wie sich später noch zeigen wird.



Für die genaue Positionierung der Bohrungen für die Beschläge habe ich zunächst eine Oberfräse (Bosch 120) umgebaut. Die eigentliche runde Bodenplatte wurde entfernt und durch eine Multiplex-Platte ersetzt. Diese lässt sich nun in einer Führung sicher und präzise bewegen – besser als die runde Originalplatte.

 



Auf dem Montagerahmen werden nun Streifen aus 18mm Multiplex verschraubt. Und zwar so, dass jeweils die Fräse dazwischen wie in einer Führungsschiene verschoben werden kann.

Das Maß für den jeweiligen Absenkpunkt der Fräse habe ich aus den Auszugsschienen direkt ermittelt und mit Bleistiftmarkierungen übertragen. Die Tiefenbegrenzung der Fräse ist eingestellt.

 



Vorn im Bild sieht man die Löcher für die unterste Reihe Löcher. Ich habe gleich alle Fräsungen gemacht – links und rechts, das sieht man hinterher nicht mehr, und man kann zunächst vergessen, welche Seitenwand man gerade bearbeitet.

 



Doch bevor ich mit den Schubkästen beginnen konnte, musste ich erst eine weitere Vorrichtung bauen, die es mir ermöglichte, einfacher Falze zu schneiden.

Auf der Kreissäge Schnitte in ein hochkant stehendes Brett zu machen (das flattert nämlich!), ist unsagbar gefährlich. Dazu braucht man eine Schneidelade mit exakt 90 Grad, die zudem dabei auch mit einem stabilen Griff sicher geführt werden kann.

 

Diese entstand dann zunächst, ehe es an die Bearbeitung der Schubladenteile geht.



So sieht die Schneidlade fertig aus.

 

Viele werden sich wundern, wo auf meiner Kreissäge die Spanhaube geblieben ist. Sie ist einfach nicht montiert. Diese alte Metabo-Maschine (Baujahr 1988, immer noch ein perfektes Teil!) hatte damals keine Möglichkeit, die Haube schwenkbar zu montieren, der Umbau ist langwierig und lästig, so ist die Haube dauerhaft fort geblieben. Unbedingt aber dabei Pflicht: Richtige Schutzbrille und Achtsamkeit im Auswurfbereicht der Säge. Und nie über die Säge beugen!

 



 Nun werden die Schubladenkästen gesägt. Erst eine Nut, in die später der Boden eingeschoben wird, dann werden die Seitenbretter mit der Schneidlade (s.o.) mit einem Falz versehen, in den dann später die Front- und die Rückseite eingeleimt werden.



Beim Zusammenbau hatte ich zunächst vorgehabt, die Schubladenkasten über die Diagonale beim Leimen mit nur zwei Zwingen zu spannen. Das ging daneben, die Zwingen schoben die Bretter in alle Richtungen – trotz eingeschobenem genau passenden Boden.



Erst, als ich dann die Vorrichtung umgebaut hatte und zum Leimen ganz normal wieder mit vier Zwingen über alle Seiten spannte, war der Zusammenbau wieder präzise zu bewerkstelligen.



So sah dann der fertig verleimte erste Schubkasten aus.

Schon mal diese Anmerkung: Beim nächsten Mal nehme ich keine weiß beschichtete
Papp-Rückwand mehr, sondern gönne mir Sperrholz.

 

Da war ich an der falschen Stelle geizig.



Die Beschläge von Hettich fassen hinten in den Schubladenkasten mit einen Metallhaken hinein, der fixiert den Kasten auf der Auszugsschiene. Damit dieser präzise und reproduzierbar in seine Bohrung gelangt, habe ich zum Anreißen eine weitere Schablone gebaut.

 



So fasst der Beschlag von hinten in den Schubladenkasten.

 



Vorn wir der Beschlag arretiert durch einen Hettich-Plastikwinkel (wird mitgeliefert). Die Hettich-Skizze gibt hier 12mm vor, um ihn anzuschrauben. DAS STIMMMT NICHT! Ich musste übel nacharbeiten, 15mm ist dann Mindestmaß, sonst kann man den Winkel nicht
fest verschrauben!

 



In der Zwischenzeit sind aus zwei Regalböden (BAUHAUS, je ca. 8 Euro), die zufällig in der Länge passen, die Frontblenden entstanden.

 

Buche massiv, starverleimt, 18mm. Geschliffen und behandelt mit Clou Leinölfirnis.

 



An den Seitenwände des Korpus waren inzwischen auch die Auszugsschienen montiert, der Korpus hat seine Rückwand bekommen und war verleimt.

Nächsten Mal werde ich die obere Deckplatte offen lassen, um einen Eingriff zu schaffen. Der sitzt derzeit unten und das ist falsch. Man muss nämlich hin und wieder beim Einsetzen der Schubladen dem Haltehaken der Beschläge etwas nachhelfen.

 

Noch eine Änderung für das nächste Mal:

 

Nie wieder MDF-Platten, das ist Brösel-Kram. Den Geiz überwinden und doch lieber Tischlerplatte kaufen. Das ist teuer, aber leichter und stabiler.

 



Probeaufbau, die Schubladen passen!

 



Fertig montierte Schublade, wartet auf den Einbau.

Nur wie bekommt man die Schubladen exakt mit dem gleichen Abstand übereinander?

 



Dazu habe ich wieder eine Vorrichtung gebaut.

 

Besser gleich drei. Jeweils ein paar Winkelleisten in 200mm, 400mm und 600mm.

Der Korpus ist 800 mm hoch, steht später auf einem Sockel. Stellt man die erste Blende unten plan auf, so reicht sie mit ihren 198mm exakt bis 2mm unter die nächste, die bei 200mm fixiert wird. Und genau so folgen die anderen bei 400mm und 600mm.

 



Voilà, fertig. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die zweite Schublade von unten noch nicht justiert ist. Das kann man aber am Beschlag nachbessern (Stellschraube).

 



Jetzt fehlen nur noch die Beschläge. Wahrscheinlich werde ich sie bei IKEA kaufen, es sollen Metall-Griffe über die gesamte Breite der jeweiligen Schublade werden.

 

Und dann kommt noch der Einsatz in den Schubladen,
aber dazu mache ich einen gesonderten Blockbeitrag.

 



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Kommentare: 7
  • #1

    Ich (Freitag, 27 März 2020 13:28)

    Fein

  • #2

    Armin Halbig (Freitag, 27 März 2020 17:25)

    Lieber Rainer-Bernd,
    ich kann nur sagen, das ist ja vom Feinsten, was Du da "gebastelt" hast. Supertoll!
    Mach weiter so!
    Grüße
    Armin

  • #3

    Ulrich (Samstag, 28 März 2020 15:45)

    Als Laie glaubt man es kaum, wieviel Planung und Einzelschritte dahinter stehen!

  • #4

    Jutta (Sonntag, 29 März 2020 10:49)

    Gib es zu Rainer, du hast heimlich eine Schreinerlehre absolviert! Grandios deine Arbeit! Damit sich der ganze Aufwand lohnt, solltest du wirklich die ganze Küche selbst fertigen. Gerade zu Zeiten, da man das Haus nicht verlassen sollte. Dann noch parallel zu deiner Arbeit die Mühe den perfekten Blog zu erstellen, den man genauso in ein Heimwerkerheft übernehmen könnte!
    Weiterhin so guten Erfolg bei deiner Arbeit wünscht dir Jutta

  • #5

    Petra (Sonntag, 29 März 2020 13:19)

    Sende ich mal an Chrissi weiter

  • #6

    Albrecht (Sonntag, 29 März 2020 17:30)

    Das muss ein Schreiner in 3 Jahren Ausbildung lernen - und Du machst das als Amateur so nebenbei!
    Donnerwetter!!

  • #7

    Thomas (Dienstag, 31 März 2020 11:57)

    Ich finde es auch sehr gelungen. Auch toll dokumentiert.